Oldie but Goldie: Weingessl: "Das Alter spielt keine Rolle!"
Mittwoch, den 28. März 2018 um 16:19 Uhr

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Der Schreezer Vorstand Günther Pfaffenberger hat da offenbar so eine Vorahnung, als er zuletzt im Rahmen der Vorstellung des neuen Schreezer Trainers Andreas Schwedler von "der ältesten Abwehr der Kreisklasse" sprach. Und tatäschlich: Auszuschließen ist der Fall nicht - denn Heiko Weingessl steht trotz seiner 48 Lenze auch für die kommende Saison bereit.

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von Thomas Nietner(www.anpfiff.info)

"Normalerweise spiele ich ja nur noch Reserve, aber im Notfall greift die Erste auch immer wieder auf mich zurück", steht Heiko Weingessl wohl auch in der kommenden Saison wieder in der Kreisklasse auf dem Spielfeld, wenn Not am Mann ist. Das war in den letzten Jahren schließlich stets der Fall. Dabei wurde Heiko Weingessl erst vor einem Jahr offiziell am Saisonende verabschiedet. Aber das Comeback ließ nicht lange auf sich warten: Gegen Donndorf war er keine drei Monate später schon wieder mit von der Partie. Das Szenario, dass der 48-Jährige zusammen mit Andreas Schwedler - bei dem der Fall ähnlich liegt - die Innenverteidigung des SV Schreez bilden könnte, ist daher nicht eimal ausgeschlossen. Zusammen bringen es beide Kicker dann auf 95 Jahre. Denn an ein Ende seiner Fußballkarriere denkt Heiko Weingessl noch lange nicht. Warum auch? "Ich bin körperlich topfit. Ich spiele noch so lange mich die Füße tragen", lässt der Schreezer ein Karriereende offen und geht vielmehr weiterhin regelmäßig zum Training. "Ob ich dann spiele, das muss der Trainer entscheiden", will sich der 48-Jährige dabei durch Leistung und nicht durch große Worte aufdrängen, auch wenn er in diesem Zusammenhang zugeben muss, dass das Alter auch an ihm nicht ganz spurlos vorbeigeht. "Mit den ganz jungen Spielern kann ich nicht mehr mithalten", gibt Heiko Weingessl dann zu. Eines seiner Schreckgespenster ist da zum Beispiel der Trockauer Maximilian Held, an den er aufgrund seiner Schnelligkeit nicht die allerbesten Erinnerungen hat. "Da lässt sich auch mit Stellungsspiel nichts machen. Da hilft nur Tempo aufnehmen", ist der Schreezer Verteidiger ehrlich. Am vergangenen Sonntag trafen beide wieder aufeinander. Nach der Einwechslung von Heiko Weingessl in der 43. Spielminute traf der Trockauer in der Schlussphase dann wieder.

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Stoppt noch so manchen Youngster: Heiko Weingessl (Nr. 12)


"Ich bin voll mit drinnen!"

Aber dagegenhalten kann Heiko Weingessel immer noch. Während seine früheren Weggefährten allesamt vor langer Zeit ihre Fußballschuhe an den Nagel gehängt haben, spielt der gebürtige Haager immer noch - und das schmerzfrei. Klagen über die Belastung oder schwere Beine am Folgetag hört man von Heiko Weingessl nicht: "Wenn ich am Dienstag am Training bin, ist der Sonntag bereits vergessen." Durch die letzten drei Jahrzehnte ist er weitgehend ohne Verletzung ausgekommen. Ein Adduktorenabriss und eine Innenbandverletzung: Mehr steht in seiner Krankenakte nicht drin. Ein Rezept für die ewige Jugend hat er jedoch nicht und schiebt seinen guten Fitnesszustand vielmehr auf die Gene. Früher hat er sogar noch geraucht. "Seit ich aufgehört habe, bin ich aber auch nicht besser geworden", schmunzelt Heiko Weingessl. Für die Kreisklasse langt es immer noch. Dass seine Mitspieler dabei allesamt nicht viel älter als sein Sohn Lukas sind, stört ihn dabei nicht. Das Alter spielt für ihn auch hier keine Rolle: "Ich bin voll mit drinnen." Schließlich ist es der Routinier, der die neuen Kicker in Schreez integrieren muss und nicht die Jungen den altgedienten Hasen. "Ich bin schließlich seit meinem zehnten Lebensjahr beim SV Schreez", betont er in diesem Zusammenhang - und damit schon fast vier Jahrzehnte. Mit zwei kurzen Unterbrechungen: Ein Jahr kickte er mal für den SV Lindenhardt, später dann zweieinhalb Jahre in Hummeltal, ehe ihn der damalige Coach Peter Barthel zu seinem Heimatverein zurückholte. Auf den bereits verstorbenen Trainer lässt er dabei nichts kommen: "Er war ein Kumpeltrainer und immer genau gewusst, was er wollte." Damals in den alten Zeiten, als noch viel über Kraft und Zweikampfführung ging und Kai Kronau dem Schreezer seine ersten roten Fußballschuhe verkaufte. 

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Lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen: SV-Routinier Heiko Weingessl.


"Hauptsache nicht Mittelfeld oder Torwart!"

Seitdem sind auch schon wieder einige Jahre ins Land gegangen, in denen sich für den Schreezer viel geändert hat. Statt Stürmer spielt Heiko Weingessl mittlerweile Innenverteidiger - statt Manndeckung heißt es auch beim Kreisklassisten Viererkette. Eine Umstellung, die den Schreezer nicht ganz überzeugt: "Wenn man sich die Gegentore so anschaut, muss man sagen, dass noch nicht alles funktioniert. Viele wissen gar nicht so recht, wie man das spielt. Auch für mich war die Umstellung schwer, wenn man sein Leben zuvor immer Libero oder Verteidiger gespielt hat." Wobei Heiko Weingessl in früheren Jahren noch Angreifer war. "Meine Tore habe ich immer geschossen. Aber dann sind andere Stürmer nach Schreez gekommen und als die Verteidiger knapp wurden, bin ich nach hinten gerückt", erzählt er, wie es zum Positionswechsel kam. Verteidiger oder Stürmer? "Hauptsache nicht Mittelfeld oder Torwart", so die Antwort auf die Frage nach seiner Lieblingsposition. Denn schnell ist Heiko Weingessl eher auf den ersten Metern. Ein Stärke, die vielleicht auch noch einmal in vorderster Front gefragt sein könnte. Oder? "Ich habe das schon lange nicht mehr gespielt. Wahrscheinlich würde ich das Tor gar nicht mehr treffen. Aber vielleicht ist das auch nur ein Lernprozess. Wenn ich das natürlich nur zehn Minuten spiele, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht sonderlich hoch, dass ich treffe", tendiert Heiko Weingessl dann doch zu einem Verbleib in der Abwehr.

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Lange ist es her: Heiko Weingessl (2. v. li. unten) in der C-Jugend im Jahr 1982/83. Damals wurde die Schrezer Elf sogar Meister.


"Woanders ist es auch nicht besser!"

Dort will er bis zu seinem Fußballruhestand noch einige Partien absolvieren. Denn ganz ohne Heiko Weingessl geht es in Schreez bislang nicht. "Früher haben wir von den jungen Spielern gelebt, aber mittlerweile ginge es ohne Studenten gar nicht mehr", sind die Dienste des Oldies daher immer wieder gefragt - vor allem in den Semesterferien. Einer, der in seine Fußstapfen hätte treten können, wäre Sohnemann Lukas gewesen, aber der Junior entschied sich letztendlich für eine Karriere als Bundesliga-Darter. Nicht der erste Schreezer, der vom Fußball zum Dart wechselte. "Dart und Fußball verträgt sich nicht", erklärt Heiko Weingessl, warum der Junior seine Fußballerkarriere vor dem Senior beendet hat. Immerhin schafften sie es, gemeinsam auf dem Spielfeld zu stehen. Als einer seiner letzten Weggefährten ist Jürgen Engelbrecht weggebrochen: Der 40-Jährige beendete vor knapp drei Jahren seine Spielerkarriere. Alle anderen Mitspieler aus den Anfängen seiner Zeit sind alle schon lange in den Fußballruhestand gewechselt. An seinen ersten Einsatz kann sich Heiko Weingessl dabei gar nicht mehr erinnern. Nach mehreren hunderten Spielen ist dies aber auch nicht verwunderlich. Die genaue Anzahl lässt sich auf Anhieb dabei gar nicht mehr so einfach ermitteln. Feststeht: Die meisten Partien absolvierte er im Trikot des SV Schreez. Aus gutem Grund, wie er erklärt: "Das ist eben mein Heimatverein. Woanders ist es auch nicht besser! Wenn man auswärts spielt, dann bleibt man trotzdem ein Fremder. Hier in Schreez kenne ich die Leute", bekannt sich Heiko Weingessl wie kaum ein anderer Kicker zu den orange-schwarzen Farben. Daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern. Ein paar Jahre will Heiko Weingessl schon noch kicken - älteste Abwehr der Liga hin oder her.

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