BFV verschiebt Saisonstart: Ball ruht weiter - bis mindestens 19. September
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Der Bayerische Fußballverband hat sich in einer e-Mail an seine Vereine gewandt und damit wichtige Weichen in Richtung Wiederaufnahme des Spielbetriebs neu gestellt. Der ursprünglich anvisierte 5. September wird um mindestens 14 Tage auf 19. September verschoben. Zudem findet BFV-Chef Dr. Rainer Koch in der Mail deutliche und kritische Worte in Richtung Staatsregierung.
 
Von Marco Heumann (www.anpfiff.info)
 

Was sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet hat, ist nun Fakt. Die Wiederaufnahme der unterbrochenen aktuellen Runde wird verschoben. Statt am 5. September wird es nun frühestens am 19. September losgehen. Damit reagiert der Verband nach eigenem Bekunden auf die zögerliche Haltung der Staatsregierung.

Dr. Rainer Koch schreibt an alle Vereine

Am Freitagmittag erreichte die Vereine des Bayerischen Fußballverbands übers BFV-Postfach eine von Dr. Rainer Koch unterschriebene Mail. Ausführlich legt der BFV-Präsident darin die Verbandssicht der Dinge klar sowie die Konsequenzen, die sich daraus für die Vereine und den Spielbetrieb ergeben. "Mit einer staatlichen Entscheidung, ob wir den Wettkampfspielbetrieb vor Zuschauern wiederaufnehmen können, ist laut Nachricht aus dem Innenministerium leider nicht vor dem 1. September 2020 zu rechnen", heißt es in dem Schreiben. "Von daher hat sich der BFV-Vorstand dazu entschieden, seinen Vereinen eine gewisse Vorlaufzeit zur Umsetzung der dann geltenden Hygienekonzepte einzuräumen und den Spielbetrieb (falls es endlich staatlich erlaubt wird) ab dem 19. September 2020 fortzusetzen."

Sprich: Der Pflichtspiel-Ball ruht vorerst weiter sowohl im Herrenbereich als auch bei den Junioren, wo es am 13. September losgehen sollte. "Wir wollen die Vereine da nicht überfordern", erklärt Fabian Frühwirth auf Nachfrage von anpfiff.info. Es könne niemand erwarten, dass es gelingen würde, mögliche Vorgaben der Staatsregierung, die es ja frühestens am 1. September geben wird, binnen vier Tagen umzusetzen. Denkbar sei zum Beispiel, dass bestimmte Bereiche an den Anlagen abgesperrt werden müssen oder der Zugang genau kontrolliert werden muss.

Mit der Verschiebung gewinne man Zeit. Die Vereine hätten die Möglichkeit, die Konzepte mit Vorlauf umzusetzen und bei Testspielen, die dann unter Umständen auch mit Zuschauern ausgetragen werden können, eine Art Testlauf zu starten. Ob es am 19. September dann mit Punkt-, Ligapokal- oder Totopokal-Spielen losgeht, dafür gebe es keine einheitliche Regelung. "Das kann je nach Bezirk unterschiedlich gehandhabt werden", erklärt Fabian Frühwirth. "In diese Entscheidung haben die Spielleiter die Vereine bei den Info-Veranstaltungen eingebunden."

Eine kleine Hintertür für einen punktuell früheren Start bleibt jedoch, auch wenn die nicht wirklich weit geöffnet ist. Einzelne Spiele sind nur dann früher möglich, wenn beide beteiligten Vereine dies wünschen. Aber auch dies, so der BFV-Pressesprecher, nur unter der Voraussetzung, dass es vom Freistaat eine Freigabe für Wettbewerbsspiele gibt.

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Werden wohl noch lange eine Rolle spielen: Corona-Hygieneregeln. anpfiff.info


BFV erwartet Gleichbehandlung

Auf die warten die Verantwortlichen in München und mit ihnen die Vereine in Bayern seit Wochen. "Wir werden immer wieder vertröstet. Das kann es nicht sein", findet Fabian Frühwirth klare Worte und macht klar, worum es dem BFV geht und warum man mit der Mail "ganz bewusst so forsch vorgeht". "Wir gönnen der Kirche ihre Gottesdienste und den Künstlern ihre Konzert, aber wir wollen eine Gleichbehandlung", sagt der BFV-Pressesprecher.

Tatsächlich findet Dr. Rainer Koch in der Mail deutliche Worte in Richtung Staatsregierung. "Wir alle warten mit großer Ungeduld auf den Zeitpunkt, an dem es endlich wieder losgeht, wir mehr als ,nur' Testspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten können. Da geht es Euch so wie uns", schreibt der BFV-Präsident. Genau deshalb habe man in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv daran gearbeitet, die Grundlage zu schaffen, um eine baldige Entscheidung herbeizuführen. "Selten in der Öffentlichkeit, denn es braucht an dieser sensiblen Stelle im Dialog mit der Politik vor allem Diplomatie und Durchhaltevermögen." 

Mit dem habe man das eine oder andere erreicht - zum Beispiel die Zulassung von Eltern als Zuschauer bei Spielen von Jugendmannschaften. Das sei aus Sicht der BFV-Funktionäre aber nicht genug. Vor allem mit Blick auf andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. "Wir haben beim Innenministerium klar zum Ausdruck gebracht, dass wir es nicht im Ansatz nachvollziehen können, warum Freiluft-Theater oder Konzerte mit bis zu 400 Besuchern erlaubt sind, Zuschauer beim Fußball aber nicht. Wir vertreten hier klar den Standpunkt, dass gleiche Maßstäbe für alle gelten sollen." Zumal ein Fußballplatz genügend Raum biete, um die Abstandsregelungen einhalten zu können. Es sei bei allem Verständnis dafür, dass die Gesundheit aller oberste Priorität habe, "keinesfalls schlüssig, warum Zuschauer im Amateurfußball verboten sind, während Theater, Kino, Gastronomie, etc. unter merklich beengteren Verhältnissen Gäste begrüßen und bedienen dürfen".

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Findet klare Worte: BFV-Präsident Dr. Rainer Koch. anpfiff.info


Vereinsvertreter sollen Politiker ansprechen

Es stoße zudem immer mehr auf Unverständnis, warum bei Amateurspielen im Freien in Baden-Württemberg bis zu 500 Zuschauer und in Hessen bis zu 250 Zuschauer zugelassen sind, in Bayern aber keine Zuschauerregelung gefunden werden kann. "Es geht bei unserem Spielbetrieb doch in der Regel nicht darum, Fankurven in Stadien, bei denen man eng zusammensteht, zu füllen, sondern eine gewisse Anzahl von Vereinsmitgliedern, Eltern und Freunde und Freundinnen auf Fußballplätze zu bringen, die genügend Platz bieten, um Abstand zu halten. Wir haben mehrfach Lösungen vorgeschlagen und uns angeboten, Regularien mit auszuarbeiten."

Man werde auch weiterhin alles dafür tun und sich weiterhin mit voller Kraft dafür einsetzen, dass der bayerische Amateurfußball zumindest eine Gleichbehandlung erfährt. Zudem würde Dr. Rainer Koch die Vereine gerne mit ins Boot holen und setzt darauf, dass auch von dieser Seite Druck auf die Entscheidungsträger der Politik ausgeübt werden kann. Weswegen es am Ende der Mail heißt: "Auch Euch bitten wir, alle weiterhin gemeinsam an einem Strang zu ziehen, politische Vertreter bei Euch vor Ort anzusprechen und dabei klar zum Ausdruck zu bringen, welche Positionen wir gemeinsam vertreten. Denn klar ist auch: Es kann nur gemeinsam gehen. Vereine, Verband – und jetzt vor allem die Politik."

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